Daverden – Eine Spende zu erhalten ist immer gut. Wenn die Empfänger dazu noch Schülerinnen und Schüler sind, die sich für eine wirklich gute Sache einsetzen, dann ist es noch besser. Das dachte sich auch Daverdens Friedhofsgärtner Werner Diekmann. Seit Jahren pflegen Jugendliche der Oberschule am Goldbach die Fläche vor dem Gedenkstein für 23 in der Zeit des Zweiten Weltkriegs gestorbene Kleinst- und Kleinkinder von Zwangsarbeiterinnen. Die jungen Leute im Alter von 13 bis 15 Jahren sind im Wahlpflichtkurs (WPK) Politik von Konrektor Derek Eicke auf das Thema aufmerksam gemacht geworden. Sie beschlossen aktiv zu werden und bepflanzen und schmücken mehrmals im Jahr die Fläche vor der Gedenkstele.

Das Engagement beeindruckte und freute auch Werner Diekmann, der den Jugendlichen immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Er stellte das Projekt der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Niedersachsen / Sachsen-Anhalt vor. Das Resultat: eine Spende von 1 000 Euro.

Die Treuhandstelle ist nach eigenen Angaben ein „Partner zur Fürsorge und Vorsorge rund um den Friedhof, eine berufsständische Organisation der Friedhofsgärtner, die dafür Sorge trägt, dass vereinbarte Leistungen in den Treuhandverträgen zwischen Angehörigen und Gärtnern bis zum Ablauf der Vertragsfrist erbracht werden.“

„Es gibt inzwischen mehr als 42 000 Auftraggeber“ erklärt Werner Diekmann. „Und es gibt 400 Vertragspartner.“ Die Treuhandstelle verwaltet die Verträge und erwirtschaftet auch Zinserträge. „Da belieben doch erhebliche Restbeträge, die sich im letzten Jahr auf insgesamt 50 000 Euro summierten.“

Die 50 erfolgreichsten Friedhofsgärtner konnten Vorschläge für eine Spende machen. „Zu diesen 50 gehöre ich“, berichtet Diekmann. Als mögliche Empfänger der Geldspende dachte er erst an ein Kinderhospiz oder eine ähnliche Einrichtung. Aber halt! Da gibt es doch an der Oberschule seit Jahren engagierte junge Menschen, die jährlich die Erinnerungsstelle pflegen, Blumen und ähnliches kaufen, dachte er sich.

Das Geld bekommen die jungen Leute normalerweise mit dem Verkauf von Kuchen bei Schulveranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür zusammen. Aber in Coronazeiten gibt es keinen Tag der offenen Tür und also keinen Kuchenverkauf.

Der Geschäftsführer der Treuhandstelle habe ganz schön gestaunt, als Diekmann ihm eine Schule als Spendenempfänger vorgeschlagen habe, erzählt der Friedhofsgärtner.

Über die Jahre hatten sich einige Artikel aus dieser Zeitung über das Projekt angesammelt. Die schickte er zur Treuhandstelle in Hannover und hatte so wertvolle Überzeugungshilfe an der Hand.

Nun überreichte Werner Diekmann die Summe symbolisch an Lehrer Derek Eicke und die Schülerinnen und Schülern. „Ich finde euer Engagement toll“, erklärte Diekmann. Von dem Geld werden natürlich Blumen und Pflanzen gekauft.

Die jungen Leute haben aber noch viel mehr Ideen. Ihnen schwebt die Teilnahme an einem Workshop des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge vor. Derek Eicke hat auch schon Kontakt aufgenommen und ist auf starkes Gegeninteresse gestoßen. „Die wollen euch mit den tollen Ideen kennenlernen“, berichtete der Lehrer. Über den Volksbund können auch Ideen entwickelt werden, was für Projekte noch machbar sind. „Das ist aktive Friedensarbeit“, lobten Eicke und Diekmann.

Aus ihrem Wahlpflichtkurs sind die Jugendlichen im wahrsten Sinne des Wortes herausgewachsen, sie führen ihr Engagement aber als „#projektfrieden“ weiter.

„Wir treffen uns aber nicht nur jeden Donnerstag während der Unterrichtszeit, sondern auch in unserer Freizeit“, hieß es vonseiten der Jugendlichen.

In Daverden an der Stele ließe sich auch noch etwas machen. Man könnte eine Bank aufstellen oder eine Infotafel über die Unterbringung der Zwangsarbeiterinnen und ihrer Kinder, überlegt Werner Diekmann.

Natürlich kamen die jungen Leute auch dieses Mal nicht mit leeren Händen zum Daverdener Friedhof. Sie hatten Osterblumen mitgebracht, die sie gleich einpflanzten. Werner Diekmann holte noch schnell das richtige Arbeitsgerät – und losging es. Im März soll dann die Frühjahrsbepflanzung folgen.

Im Blick und im Gedächtnis hatten die Oberschülerinnen und Oberschüler an diesem Tag auch die Kriegsgräberstätte am anderen Ende des Daverdener Friedhofes. Dort sind unbekannte und bekannte Soldaten am Ehrenmal für die Gefallenen der Weltkriege beigesetzt, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges getötet wurden, viele kaum älter als die heutigen Oberschüler, die sich Gedanken machen, wie sie auch hier aktiv werden können.

Vielleicht gibt es auch im nächsten Schuljahr wieder einen Politik- und Geschichtskurs, der sich um das Ehrenmal kümmern mag, so die Hoffnung von Derek Eicke. „Wir wollen auch dann noch die tollen Ideen verarbeiten, wenn die jetzigen Schülerinnen und Schüler die Schule verlassen haben.“  whu

Quelle:Verdener Kreiszeitung vom 15.02.2022