buergerschaft kLangwedel - „Überraschend, dass viele Politiker mit ihrem Handy gechillt haben und durch den Saal gelaufen sind. Trotzdem waren sie aber in der Lage, Fragen zu beantworten.“ Cedric und auch seine Mitschüler aus der Klasse 10Ra der Oberschule Langwedel wunderte es schon, wie locker es in einer Sitzung der Bremischen Bürgerschaft zuging. Wenige Wochen vor der Bundestagswahl bekamen die Jugendlichen Anschauungsunterricht des politischen Betriebs aus nächster Nähe.

Den Klassenraum hatten sie am Mittwoch gegen einen Platz im Parlament des kleinsten Bundeslandes eingetauscht. Zusammen mit ihrem Politiklehrer Derik Eicke verfolgten die Schülerinnen und Schüler im Zuschauerraum eine „Aktuelle Fragestunde“ und hatten, bevor es mit dem Zug wieder nach Langwedel zurück ging, Gelegenheit, einen Bürgerschaftsabgeordneten selbst mit Fragen zu löchern. „Es war spannend“, lautete der Tenor beim Pressegespräch gestern.

Zunächst erlebten die 14- bis 16-Jährigen und ihr Lehrer in der Fragestunde mit, wie „einfache“ Abgeordnete der eigenen Partei angehörende Mitglieder der rot-grünen Regierung „mitunter in Bedrängnis brachten. Das war ja so nicht zu erwarten“, meinte Eicke.

Zum Beispiel habe sich ein Sozialdemokrat darüber echauffiert, dass Maschinen der Bundeswehr immer wieder auf dem Bremer Flughafen landeten und dann gleich wieder durchstarteten, was reichlich Lärm und Abgase verursache, ohne dass der Bund dafür zahlen müsse. Wirtschaftssenator Günthner (SPD) wolle die Angelegenheit prüfen.

Ein anderer Abgeordneter habe besorgt auf enorme Gefahren des technischen Fortschritts hingewiesen: „Über 3-D-Drucker können mit Hilfe von Bauplänen aus dem Internet Waffen aus Kunststoff hergestellt werden“, fasste Joshua zusammen und ergänzte: „Mit diesen Waffen kommt man auch durch die Detektoren der Sicherheitsschleusen am Flughafen.“ Innensenator Mäurer (SPD) wolle diesbezüglich den Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt kontaktieren.

Für das anschließende Gespräch mit dem SPD-Abgeordneten Helmut Weigelt hatten die Oberschüler einen Fragenkatalog vorbereitet. Er habe erzählt, dass er sich schon lange in sozialen Fragen engagiere und unter anderem für mehr Bürgerbeteiligung, Ganztagsschulen und Sprachförderung für Migranten eintrete, berichtete Alina. „Aber er gab auch freimütig über sein Gehalt Auskunft und dass seine Familie aufgrund des vielfältigen Engagements zu kurz kommt.“

Nacheifern möchte ihm zunächst erst mal keiner aus der 10Ra, aber der Besuch in der Bremischen Bürgerschaft habe sie im Hinblick auf dieses Betätigungsfeld auch nicht abgeschreckt, versichern die Jugendlichen. Lina bilanziert: „Wir haben eine Vorstellung davon bekommen, wie der Arbeitsablauf eines Politikers ist.“ · mm

(Quelle: VAZ vom 31.08.2013)

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