Weitere Paten für Schüler gesucht (Von Janin Decker)

LANGWEDEL (Eig. Ber.). Der eine hat Probleme in Mathematik, die andere kann ihre englischen Vokabeln nicht und wieder ein anderer hat vielleicht Schwierigkeiten, sich die Geschichtsdaten zu merken. Doch eines haben sie gemeinsam: Sie wollen an diesem Zustand etwas ändern. Das nämlich ist für die Schülerinnen und Schüler der Schule am Goldbach in Langwedel Voraussetzung, um am Hausaufgaben-Paten-Projekt teilnehmen zu können.

hausaufgabenpaten-bericht-wochentipp-p1-1


Insgesamt sieben Schüler nehmen inzwischen dieses Angebot in Anspruch, das es seit Anfang Mai an der Haupt- und Realschule gibt. Ehrenamtliche Erwachsene bieten den Kindern und Jugendlichen ihre Unterstützung bei Hausaufgaben, der Vorbereitung auf Klassenarbeiten und dem Lernen an. Jedem Schüler ist dabei ein Ehrenamtlicher als fester „Pate“ zugeordnet.

Fritz Henken ist einer derjenigen, die schon von der ersten Stunde an dieses Projekt unterstützen. Am Anfang war er etwas skeptisch, doch mit seinem „Schützling“ hat er sich inzwischen „zusammen gerauft“. Dem fällt vor allem der Schulstoff im Bereich Mathematik schwer – für Henken recht passend, hat er es doch als Maschinenbauingenieur immer wieder mit logischen und mathematischen Zusammenhängen zu tun. Zwei Mal pro Woche treffen sich Pate und „Schützling“ im Hause Henke. Dann geht es zwar vorrangig um Mathematik, doch auch andere Themen spielen eine Rolle. So zum Beispiel Fragen zum Thema Politik oder Geschichte. „Für mich geht es nicht nur darum, das Verständnis für den Stoff zu wecken, sondern auch darum, ihm nahe zu legen, dass er immer wieder und viel üben muss“, sagt Henken.

So sieht es auch „Kollegin“ Barbara Dammasch. Die 65-Jährige hilft erst seit zwei Wochen im Projekt der Hausaufgaben-Paten. Sie hat das Gefühl, dass ihr „Schützling“, ein Mädchen aus der sechsten Klasse der Realschule, schon eine Menge verstanden hat. Vorrangig geht es bei ihr um das Fach Englisch, auch Mathematik bereitet dem Mädchen Schwierigkeiten. „Weil gerade eine Klassenarbeit ansteht, haben wir uns zunächst nur auf Englisch konzentriert“, erklärt die 65-Jährige. Schwer falle ihr der Nachhilfeunterricht nicht, die englische Sprache liege ihr recht gut. „Mein ‚Patenkind‘ braucht vor allem Hilfe dabei, das Lernen zu lernen“, weiß Barbara Dammasch. So habe sie ihr zunächst erklärt, wie ein Karteikastensystem zum Vokabeln lernen funktioniert und ihr auch gezeigt, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, sich die Wörter einzuprägen. „Sehen, Sprechen und Schreiben sind wichtig. Nur über alle drei Tätigkeiten verankern sich die Vokabeln fest genug“, weiß sie. Den Karteikasten mit dem Grundwortschatz Englisch hat sich die Rentnerin selbst zugelegt. „Gerade der Grundwortschatz ist so wichtig“, sagt sie dazu. Um mit dem Mädchen Schulstoff erarbeiten zu können, hat sie von der Schule die entsprechenden Bücher bekommen. „So kann ich mich immer gut auf unsere Treffen vorbereiten“, sagt sie. Im Bereich Mathematik müsse sie sich allerdings erst einmal selber einlesen, gibt Barbara Dammasch zu.

hausaufgabenpaten-bericht-wochentipp-p1-2 

Sie ist überzeugt, dass jeder in der Lage ist, eine solche Patenschaft zu übernehmen. „Es geht ja nicht vordergründig um Wissen, sondern auch darum, den Kindern das nötige Selbstbewusstsein zu geben“, meint sie. „Ihnen Zeit zu schenken und zu vermitteln: ‚Du kannst das‘“. Denn gerade das käme im Schulalltag oft zu kurz. Auch Henken ist sicher, dass „jeder, der selbst einigermaßen in der Schule zurecht gekommen ist“, sich auch in den geforderten Stoff hineindenken kann. Zudem könnten die Paten jederzeit aufhören, wenn sie sich überfordert fühlten oder es aus anderen Gründen nicht mehr funktioniert. „Das ist bei uns nicht der Fall“, sagt Henken. Schließlich habe er sich auch selbst das Ziel gesetzt, seinen Schützling bis zu dessen Abschluss zu unterstützen. Der ist im kommenden Jahr. Dann hat er die zehnte Klasse der Hauptschule hinter sich und will mit so guten Noten überzeugen, dass er den Realschulabschluss schafft. Deswegen ginge es auch schon jetzt häufiger um Themen wie Berufsfindung. „Das Hausaufgaben-PatenProjekt beschränkt sich eben nicht nur auf die Hausaufgaben, sondern es entwickelt sich eine Bindung“, betont Henken. Und gerade die mache das Projekt so spannend. Dennoch wisse er noch nicht, ob er im kommenden Schuljahr wieder ein Patenkind übernimmt. „Das Ganze ist recht zeitintensiv“, gibt er zu. Bedarf sei an Hausaufgabenpaten aber auf alle Fälle.

„Es gibt gewiss noch Schüler, die diese Art von Unterstützung benötigen“, sagt Sigrid Meyer-Klein vom Schulförderverein „För use School“, der das Projekt gemeinsam mit Schulsozialarbeiterin Kerstin Brüggemann und dem SoFaTeam vom Jugendtreff ins Leben gerufen hat. Das Angebot müsse sich an der Schule allerdings erst einmal etablieren. Kerstin Brüggemann stehe im Kontakt zu den Klassenlehrern und würde in Zusammenarbeit mit ihnen entscheiden, wer dafür infrage kommt. Die Wirkung auf die einzelnen Schüler schätzt sie sehr unterschiedlich ein. „Einige nehmen die Hilfe sehr gerne an und lassen sich dadurch erst recht motivieren. Andere merken erst während der Hausaufgabenhilfe, mit wie viel Arbeit das Ganze verbunden ist und machen dann erst einmal ein paar Schritte zurück“, erklärt sie. Wichtig sei vor allem, dass die Schüler von sich aus die Motivation hätten, etwas zu ändern. Denn, so betont auch Sigrid Meyer-Klein, es handele sich nicht um eine typische Nachhilfe, sondern um eine Unterstützung bei schulischen Themen. Und es stehe nur denjenigen Schülern zu, denen von Haus aus die Mittel für eine teure Nachhilfe fehlen. Mögliche Paten müssten die Hilfe nicht zwingend zu Hause anbieten. Auch in der Schule oder in den Räumen des Jugendtreffs sei das möglich. Ebenso wie die Häufigkeit der Treffen sei das eine Sache der Absprache. Wer sich als Hausaufgabenpate engagieren möchte, kann sich bei Kerstin Brüggemann unter Telefon 04232/932731 oder per E-Mail sowie bei Sigrid Meyer-Klein unter Ruf 04232/1748 oder per E-Mail melden.

(Quelle: Wochen-Tipp)

Go to top