Erlebte Geschichte: Dethlef Dahlke und Jens Rösemann berichten aus der Nazizeit

Langwedel - Detlef Dahlke ist 90 Jahre alt. Jens Rösemann mit 86 Jahren ist auch nicht viel jünger. Trotzdem stellten sie sich gestern in Langwedel einer vierstündigen Zeugenbefragung. Dabei mussten sie gar nicht. Sie wollten. „Das ist ein Anliegen mit Herzblut“, so Rösemann.

Rösemann und Dahlke sind Veteranen. Aber nicht solche, die alte Kriegs- und Soldatengeschichten verklären und von ruhmreichen Schlachten schwadronieren.
Die beiden Männer besuchen seit 18 Jahren Schulen, um jungen Leuten ihre Erlebnisse, ihre Erinnerungen aus der Zeit des Nationalssozialismus zu erzählen. Wie sie die Machtergreifung der Nazis miterlebten, den Verführungen und der Ideologie des braunen Regimes auf den Leim gingen, Soldat werden mussten.

In Langwedel sahen sich die beiden Bremer einem rappelvollen Bürgersaal gegenüber, der komplette Jahrgang 9 der Oberschule war zur „Zeitzeugenbefragung“ gekommen. Das Thema Drittes Reich ist immer in diesem Jahrgang dran, man bereitet sich mit seinen Lehrerinnen und Lehrern auf die Stunden mit erlebter und erzählter Geschichte vor, wird auch hinterher darüber sprechen.

„Jeder Jahrgang tickt anders“, hat Jasmin Seebeck beobachtet, die gestern als Lehrerin und Moderatorin mit auf der Bühne saß. Im vergangenen Jahr kamen mehr Fragen zum Leben im Nationalsozialismus und Sachen wie „Haben Sie damals auch Adolf Hitler gesehen?“

Gestern drehten sich viele Fragen um das Thema Soldat sein. Wie geht man damit um , vielleicht jemanden getötet zu haben? Was macht das mit einem? Dass Dethlef Dahlke noch sagt: „Werdet bloß nie Soldat“, geht fast im großen Abschlussbeifall der jungen Leute und dem folgenden Aufbruchgetümmel unter. „Kommen Sie im nächsten Jahr wieder“, sagt Jasmin Seebeck zum Abschied. „Wir kommen wieder“, verspricht Dethlef Dahlke. jw

Quelle: Verdener -Aller-Zeitung vom 08.06.2016)

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