Oberschüler diskutieren mit Experten über „Mobilität im öffentlichen Raum“

Langwedel - Kann es jetzt los gehen? „Alle sind schon ganz gespannt“, meinte Derik Eicke, stellvertretender Schulleiter und zuständig für das Profil Wirtschaft an der Oberschule Langwedel. Gestern Vormittag war man extra in den Bürgersaal des Langwedeler Rathause umgezogen. Schülerinnen und Schüler quasi bewaffnet mit Stellwänden, Fragen, Kritik und Lösungsvorschlägen zum großen Thema „Mobilität im ländlichen Raum“. Ihnen gegenüber: ein wenn nicht unbedingt prominent, so doch fachkompetent besetztes Podium.

So ganz normal sei diese Konstellation ja nun nicht, befand die SPD-Bundestagsabgeordnete Christina Jantz-Herrmann. „Ihr macht meine Arbeit...“ Na, ja. Diese Ansage sollte den jungen Damen und Herren womöglich auch ein wenig schmeicheln. Außerdem hatte die Abgeordnete das Demokratieprojekt „Junger Rat“ selbst ins Leben gerufen, war dafür schon zweimal an der Oberschule in Langwedel. Die Abgeordnete will mit dem Programm vermitteln, wie Demokratie funktionert, wie man etwas bewegen kann.

Es ist zwar längst nicht alles schlecht im Flecken Langwedel, sondern vieles sehr gut, aber...: „Wieso muss man in Bus und Bahn schon ab 15 den Erwachsenenpreis zahlen? Das geht ganz schön ins Geld. Wenn man nach Posthausen ins große Einkaufszentrum will, kommt man nicht direkt hin, muss über Verden mit seinem total unübersichtlichen Busbahnhof oder über Achim. An den Bushaltestelle gibt es oft genug gar keine Wartehäuschen oder ganz oft alte ekelige Dinger. Kann man da nicht etwas ändern? Wenn im Winter mal viel Schnee liegt, kann man da nicht vielleicht auch Landwirte um Hilfe bitten, um mehr Nebenstraßen zu räumen? Außerdem gibt es ganz schön viele kaputte Nebenstraßen, zumindest findet sich in jedem Ort im Flecken eigentlich ein Beispiel, fanden die Oberschüler. Und was ist mit dem Radweg zwischen Daverden und Cluvenhagen. Der wird viel benutzt und ist abends und nachts total dunkel. Kann man nicht die Straßenlampen länger als bis 1 Uhr brennen lassen?
Um diese Punkte (und ein paar mehr) zu besprechen hatten die Schüler nicht nur Langwedels Bürgermeister Andreas Brandt sondern Christina Jantz-Hermann auch Udo Feuerhahn vom Landkreis Verden (und hier im Fachdienst Schule unter anderem für die Fahrpläne der Schulbusse zuständig), Franka von Seck vom Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN; der Zusammenschluss von Städten und Gemeinden im VBN-Gebiet) und Ralf Huckriede vom Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (der Zusammenschluss der kleinen und großen Verkehrsbetriebe) eingeladen.
Also, zu vielen Punkten hatte Andreas Brandt dann was zu sagen: Der Bauhof der Gemeinde räumt (wenn denn alle Jubeljahre mal Schnee liegt), die Strecken, wo der Schulbus lang muss. Außerdem stehen die Bürger ja auch selbst in der Räumpflicht und dabei könnte und sollte man sich gegenseitig helfen. Straßenbeleuchtung nach 1 Uhr für Nachtschwärmer? „Das kostet ja auch Geld.“ In Langwedel gibt es den Beschluss, eine halbe Stunde, nachdem der letzte Zug im Bahnhof angekommen ist, das Licht auszumachen. „Wer später unterwegs ist, sollte dafür sorgen, dass das Licht an seinem Fahrrad geht und eine Taschenlampe mitnehmen. Mach ich auch immer.“ An der generellen Verbesserung der Buswartehäuschen sei man auf Antrag der WGL dran, so Brandt. Zumindest was eine Bestandsaufnahme angeht.

Tja, was den Fahrpreis für Bus und Bahn angeht, da habe sich der VBN vor etlichen Jahren der bundesweit geltenden Regelung angeschlossen, dass ab 15 der volle Preis zu zahlen ist, erklärte Ralf Huckriede. „Früher war ab 12 der volle Preis zu zahlen.“ Aber immerhin hatte Huckriede einen Tipp für junge Leute, die oft mit Bus und Bahn fahren: das VBN-Jugendfreizeitticket. Das kann man monatlich kaufen oder gleich für ein ganzen Jahr. Damit sind Vielfahrer wochentags ab 14 Uhr oder am ganzen Wochenende dann entschieden günstiger unterwegs, als wenn man immer einzelne Tickets kauft.
Einen anderen Weg als die Übereckverbindung via Achim und Verden nach Posthausen wird es nicht geben, musste Franka von Seck kundtun. Aber der Busbahnhof Verden, der wird neu und übersichtlich gemacht. Auch wenn das noch dauern kann, bis das soweit ist.
„Ich bin ja gut weggekommen“, meinte Udo Feuerhahn vom Landkreis. Aber das die Veranstaltung am Ende unter Zeitdruck geriet, dafür war er schon verantwortlich, wie er eingestand. Feuerhahn macht, wie erwähnt, auch, die Schulbusfahrpläne.
Bevor dann alles ins Wochenende strebte, versprach Jantz-Hermann noch einmal für eine Abschlussrunde wieder zukommen. Sie wolle wissen, wie die Oberschüler nun über das Ganz dächten, wie sie es fanden. Ein junger Langwedeler fix dazu befragt, meinte: „Ging so. Wir konnten ja nicht wirklich viel bewegen.“ Aber ein bisschen eben doch. jw

(Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 10.12.2016)

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