Langwedel – Corona und die daraus folgenden Regeln des Rahmenhygieneplans des Landes Niedersachsen für die Schulen Niedersachsens (so heißt das wirklich) sorgten dafür, dass in diesem Jahr alles anderes war. Statt der gewohnten großen gemeinsamen Schulentlassfeier mit ganz vielen Gästen gab es an der Oberschule am Goldbach zu Langwedel im Zwei-Stunden-Takt gleich drei Entlassfeiern.

 Jeweils zwei Klassen durften mit gebührendem Abstand ihre Zeugnisse entgegennehmen, zwei Begleitungen durften die Absolventinnen und Absolventen mitbringen.

„Insgesamt klein, aber deshalb sehr persönlich“, urteilte Schulleiter Rolf Bartels über die Veranstaltungen, zu denen er zwar die Gäste begrüßte, die jeweiligen Abschlussreden hielten aber die Klassenlehrer. Was der Schulleiter übrigens gar nicht so verkehrt fand. So musste er nicht dreimal die gleiche Rede halten. Die Klassenlehrer kennen ihre Leute nun doch ein kleines Bisschen besser als der Schulleiter und konnten ein Stück weit persönlicher werden, fand Bartels.

„Die Klasse war nie langweilig. Es war immer aufregend“, befand Axel Mildenberger-Rutz über seine 10a. Aber genau so eine Klasse habe er ja auch gewollt. Statt eines geraden Weges hätte es auch schon mal Achterbahnfahrten gegeben. „Wir sind beraubt worden“, befand Mildenberger-Rutz. Durch die Corona-Pandemie fehle eine wichtige gemeinsame Zeit. Trotzdem seien alle seine Schülerinnen und Schüler deutlich erkennbar erwachsener geworden, hätten durch ihren eigenen Verdienst ihren Abschluss geschafft. „Ihr habt Disziplin und Rückgrat bewiesen.“

Alexander Precht (10b) versprach, kein Wort über Corona zu sagen, dafür aber absurde Vergleiche anzustellen. Über den abgewetzten, ausgetretenen Teppichboden im nun ohne Insassen leeren und öden Klassenraum kam Precht zu einem üppigen Exkurs in die Garten– und Pflanzenwelt. Im Laufe der Zeit sei auch ihm die Erkenntnis gekommen, dass es angesichts sich rasant ändernder Umweltbedingungen extrem von Vorteil ist, wenn Schule eben nicht einem, wenn auch gepflegten, so doch monotonen, englischen Rasen gleiche, sondern viel mehr einem Naturgarten. Der bringe dann auch eine widrigen Bedingungen gegenüber viel widerstandfähigere Gemeinschaft hervor, als eine anfällige Monokultur.

Ulrich Hamer (10c) freute sich extrem, dass nun doch eine, wenn auch kleine, Abschiedsfeier stattfinden durfte. Über die Ansage seines Schulleiters, dass er als Klassenlehrer eine gehaltvolle Rede zu halten habe, hielt sich Hamers Begeisterung in Grenzen. Eine Rede halten sei für ihn wie warmes Bier oder Rosenkohl. „Ich mag das nicht.“

Aber ganz ehrlich: Dafür war es dann mehr als ordentlich, wie er die allererste Bandklasse der Oberschule am Goldbach verabschiedete. Hamer attestierte den jungen Menschen seiner Klasse, dass sie eine absolute Bereicherung für unsere Gesellschaft darstellen, allein schon aufgrund ihrer bewiesenen Kommunikations-, Team-, Konflikt- und Kritikfähigkeit.

Grußworte kamen immer auch von Schülersprecher Niklas Speck, der Schulelternratsvorsitzenden Jana Howe und Bürgermeister Andreas Brandt – wenigstens das war wie immer.

Neu und richtig gut: Alle nun ehemaligen Oberschülerinnen und Oberschüler bekamen ein Video geschenkt, auf dem sich die Menschen der Schule verabschiedeten, die wegen der Corona-Beschränkungen nicht an der Verabschiedung teilnehmen durften. Noch am Vortag der Feiern hatte Andreas Kowalzik zehn Stunden an dem Video geschraubt, damit das auch rechtzeitig fertig wird.

Erreicht wurde in diesem Jahr ein Abschluss Förderschule Schwerpunkt Lernen, elf Hauptschulabschlüsse, 15 Hauptschulabschlüsse Sekundar I, zwölf Realschulabschlüsse und bemerkenswerte 43 erweiterte Abschlüsse Sekundar I.

Die besten und ausgezeichneten Schülerinnen und Schüler 2020: Annina Adam, Nick Luttermann, Ellen Hammernik, Mats von Weyhe, Jannika und Johannes Adam.

Von Jens Wenck (Verdener-Aller-Zeitung vom 07.07.2020)

 

 

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