Gemeinderat bekommt Führung in der neuen Oberschule – auch ohne große Feier

Langwedel – Ein schöner offizieller Festakt, so mit Schlüsselübergabe und allem? Aufgeschoben auf irgendwann. Wegen Corona natürlich. „Wir haben Rolf Bartels den Schlüssel schon mal vorher gegeben“, sagt Bürgermeister Andreas Brandt. „Und er hat ihn bis heute nicht zurückgebracht.“ Warum sollte der Leiter der Oberschule Langwedel auch, schließlich folgte der ersehnte Umzug in die neue Schule schon zwei Jahre später als einst gedacht. Außerdem sind sie alle in Langwedel durch die Bank weg mehr als zufrieden mit ihrer neuen Schule, wie sich bei diesem abendlichen Besichtigungsrundgang mit dem Gemeinderat zeigen wird.

 „Ist das wirklich der Haupteingang hier?“, will Bernd Michallik wissen. „Der ist so klein.“ Dann mal rein in die gute Stube. Rolf Bartels wird immer wieder auch Uwe Dammann, dem Bauingenieur der Gemeinde, das Wort überlassen. Dammann hat den Bau wesentlich begleitet. In der neuen Aula schwärmt er von der Architektur, der besonderen Akustik des Gebäudes und seiner Räume. In der Tat, hier hallt nichts, hier wird Schall geschluckt. Das bringt Ruhe, ein nicht zu unterschätzender Vorteil in einem Haus, in dem insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler unterwegs sind. Man erfüllt die aktuellen Schallnormen – und wird auch zukünftige erfüllen, ist sich Dammann sicher.

„Wir haben uns das Gebäude so gewünscht, die Architektur passt goldrichtig zu dem, was wir tun, was wir tun wollen – und zwar für Jahrzehnte“, sagt Rolf Bartels. In Langwedel sollen die Kinder eigenverantwortlich lernen, dafür gibt es die sogenannte „Lernzeit“. Während der soll jede Schülerin, jeder Schüler das individuelle Lernziel erreichen. In einer offenen Schule, mit offenen Klassenräumen. „Hier hat uns Corona schon ein bisschen einen Strich durch die Rechnung gemacht“, gibt Bartels zu.

Als man nach dem Lockdown in die neue Schule durfte, verlangte das Corona-Konzept: Händewaschen vor dem Betreten der Schule. Fein. Aber bitte wo? „Ich hab’ da vielleicht eine Idee“, habe Uwe Dammann gesagt, so Rolf Bartels. Da sei der erste Schreck schon gemildert gewesen. „Drei Anrufe. Mehr waren das dann nicht“, so Dammann. „Aber das waren alles Firmen direkt vor Ort. Die haben sich sofort ins Zeug gelegt, getan und gemacht.“ Innerhalb kürzester Zeit stand neben dem Haupteingang die schönste Schulwaschbeckenstraße des Landkreises. „Mit Firmen, die 100, 200 Kilometer oder noch weiter weg sind, hätte das nicht geklappt“, ist die Erfahrung Dammanns nach dem Bau einer Schule mit europaweiter Ausschreibung. Während des Baus gab es immer wieder Pannen. „Wir konnten das Wort Wasser und Wasserschaden nicht mehr hören“, sagt Dammann. Von der Schule, vom Kollegium, in all der Zeit kein böses Wort, im Gegenteil, man habe ihm den Rücken gestärkt. „An dem, was hier passiert ist, hat keiner im Rathaus irgendeine Schuld“, so Rolf Bartels.

Jetzt endlich hat man eine wunderbare Schule, die nicht nur eine äußere Hülle bietet, sondern durchgeplante Funktionalität. Unten im Gebäude die Aula, Verwaltung, Lehrerräume, ein Büro für die Schulsozialarbeiterin Kerstin Brüggemann. „Ein absoluter Glücksfall“, findet Bartels. „Wahrscheinlich die beste Schulsozialarbeiterin in Niedersachsen. Mindestens.“ Die Bücherei mit Dr. Ulrike Möller ist viel besser in das Schulleben eingebunden. In der alten Mensa wurden täglich 50, 60 Essen ausgegeben – und bei einem gemessenen Geräuschpegel von 95 Dezibel verspeist. In der neuen Mensa sind das jetzt 130 bis 140 Essen am Tag. „Frisch gekocht. Das ist viel leckerer.“ Dazu die tolle Akustik. Mehr Essen gehen zurzeit auch nicht. Wegen der Corona-Regeln.

Im ersten Stock sind die Klassenräume. Mal kleiner, mal größer gehalten. Im zweiten Stock sind die Fachräume. Aus der alten Schule hat man einen ganzen Teil an Ausstattung mit herübergenommen. Trotzdem wird der Flecken Langwedel mit der neuen Oberschule am Ende die größte Investition seiner Geschichte unternommen haben. „Rund 22 Millionen“, sagt Bürgermeister Andreas Brandt. „Mit Sanierung und Umbau der Sporthalle. Für die Schule allein liegen wir bei 17,5 Millionen.“

„Das hat sich absolut gelohnt“, ist man sich nach dem Rundgang einig. Nur eins irritiert ein bisschen, wie sich beim Abschied zeigt. „Ist das wirklich der Haupteingang? Der ist so klein“, findet Lars Lorenzen. Er ist es wirklich. Das war architektonisch so gewollt.

Von Jens Wenck (Verdener-Aller-Zeitung vom 09.10.2020)

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