Hilfe für den ersten Schritt ins Berufsleben

Langwedel – „Ich glaube, da sind bislang viele Betriebe unterm Radar geblieben“, überlegt Rolf Bartels. „Glaub ich auch“, stimmt Hella Bachmann dem Leiter der Langwedeler Oberschule am Goldbach zu. Das sollte in diesem und mindestens im kommenden Jahr anders sein, wenn die Schülerinnen und Schüler der Oberschule im Flecken auf die Suche nach einem Praktikums- oder gar Ausbildungsplatz gehen.

Dafür gibt es jetzt eine lange Liste mit Betrieben aus dem Flecken, manche sind auch in Verden oder Posthausen, die Praktikanten nehmen und Auszubildende suchen. Dass es das Kataster nun so gibt, ist eindeutig die Schuld von Hella Bachmann, die diese Liste erarbeitet und jetzt der Oberschule übergeben hat.

Wie das zustande kam? „Ja. Na, ja. Die Idee entstand schon im vergangenen Sommer“, so Bachmann. „Da haben wir überlegt, wie wir ins Gespräch kommen und haben gefragt: Was braucht Schule? Was braucht ihr?“ Hella Bachmann kandidierte auf der Liste der CDU für den Ortsrat Etelsen und den Kreistag. „Das sollte aber nicht wie Wahlkampf aussehen, das sollte gar nicht erst ein Geschmäckle haben.“ Hella und Marco Bachmann betreiben mit der Familie auf ihrem Hof in Hagen-Grinden eine Pferdepension und in Etelsen das Hotel Gästehaus Schlossgarten. Immer wieder war in Gesprächen mit Kollegen und anderen Unternehmen Thema, dass alle auf der Suchen nach Fachkräften und Auszubildenden sind – aber viel zu wenig finden.

Also, wie bringt man die Betriebe und die jungen Leute am besten zusammen? Hella Bachmann wurde fix klar, dass die Aufstellung des Praktikums- und Ausbildungskatasters eine längerfristige Angelegenheit werden würde. Wo bestehende Verzeichnisse im Internet nicht mehr weiterhalfen, hat sie sich an Internetkarten gesetzt und die dort aufgeführten Betriebe angerufen oder gleich direkt angesprochen. „Das gab ganz, ganz viele tolle Gespräche mit Unternehmern.“

Ein Resultat: In der Liste tauchen jetzt auch Firmen auf, die nicht mit einem Werbeschild oder sonst wie direkt an der Hauptstraße vertreten sind und die jeder gleich im Kopf hat. „Das ist ja toll. Bei uns hat noch nie jemand angerufen“, bekam Bachmann dann zu hören. Möglicherweise, sehr wahrscheinlich sogar, gab es auch mal längere Gespräche, um auch kleinere Betriebe von einem Praktikumsangebot zu überzeugen. „Ich habe offene Türen eingerannt“, so Bachmann.

Das tat sie auch in der Oberschule bei deren Beauftragtem für Berufsorientierung, Matthias Vogel, und genauso bei Schulleiter Rolf Bartels. In den Klassen 8 und 9 stehen für die jungen Leute Berufspraktika an. „Den Übergang von der Schule zum Beruf zu schaffen, ein Bewusstsein zu schaffen: Was will ich mal machen? Was kann ich?“, sei ein Hauptziel aller bei ihrer Arbeit an der Oberschule am Goldbach. Das Berufspraktikum bedeutet für ganz viele Jugendliche den ersten Schritt heraus „aus dem künstlichen Raum Schule“, so Bartels. Immer wieder schaffen es Schülerinnen und Schüler aus den verschiedensten Gründen nicht, sich einen Praktikumsplatz zu besorgen.

Ganz sicher kostet es gerade in Klasse 8 und 9 die Jugendlichen in ihrem Alter neben der verlangten Eigeninitiative eine gehörige Menge Mut und Überwindung, bei einem Betrieb anzurufen. Es wird bei den Unternehmen gar nicht gern gesehen, wenn Mutti das erledigt, weiß Matthias Vogel zu berichten. „Außerdem wird heutzutage fast immer auch schon eine schriftliche Bewerbung fürs Praktikum verlangt.“

Aber jetzt gibt es ja eine Liste, auf der nicht nur die suchenden Firmen aufgeführt sind, sondern auch gleich die Telefonnummern der jeweiligen Ansprechpartner. Die Liste ging an die entsprechen den Klassenlehrer, wurde im Unterricht besprochen und in das schulinterne Netzwerk iServ eingestellt. Auch die drei Berufsberater, die an der Oberschule unterwegs sind, haben das Kataster bekommen, das 160 Praktikumsplätze und 152 Ausbildungsplätze auflistet. Fast alle sind im Flecken Langwedel. „Die Kinder sollen vor Ort bleiben können“, sagt Hella Bachmann, selbst zweifache Mutter. Falls übrigens doch ein Unternehmen übersehen worden sein sollte und gern mit auf die Liste mit drauf möchte: „Unbedingt melden“, lautet die Ansage.

(Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 15.12.2021)

 

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