Wasserschaden im Neubau der Oberschule verzögert Umzug

Langwedel - Murphys Gesetz ist weltberühmt, zumindest in seinen Umrissen einem Jedem bekannt und heißt in seiner deutschen Übersetzung: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“ 

Ganz so weit sollte man beim Neubau der Oberschule in Langwedel zwar nicht gehen. Aber man ist ganz nah an Murphys Gesetz dran. Ursprünglich hatte man gehofft, den Neubau zum Schuljahr 2018/19 bezugsfertig zu haben, was nicht funktionierte. Nun schien alles in der Bahn, Anfang März sollte nun endlich der Umzug sein – wird aber nichts.

Ursache ist ein neuer Wasserschaden. „Den ein Hausmeister Gott sei Dank bei einem Routinegang entdeckt hat“, erklärt Hauptamtsleiter Rolf Korb. Vom neuen Wasserschaden sind acht Räume, ein Teil des Flurs im Erdgeschoss und gut 500 Quadratmeter Fläche betroffen.

Auslöser ist dieses Mal ein sogenannter Blindstopfen, schildert Korb, über den mindestens zwei Wochen lang Wasser ausgetreten ist. Ob menschliches Versagen oder Materialfehler ist in diesem Fall nicht entscheidend. „Das ist ein typischer Versicherungsschaden“, sagt Rolf Korb. Wirklich gute Stimmung löst das auch nicht aus. „Das Ganze brauchte hier jetzt wirklich keiner mehr.“

Die Bauwesenversicherung übernimmt den Sachschaden und organisiert die Firmen, die ihn beheben. Der entsprechende Auftrag ist bereits vergeben. Die Arbeiten haben dieser Tage begonnen, ab der kommenden Woche werden in den betroffenen Räumen Trocknungsgeräte aufgestellt. Bis die ihr Werk getan haben, gehen vier bis sechs Wochen ins Land, so die Schätzung. Dann kann und will man an die Sanierung gehen.

Das Ganze ist nun auch der Grund dafür, warum beim Tag der offenen Tür der Oberschule für die neuen 5. Klässler und ihre Eltern doch kein echter Rundgang durch die neue Schule möglich war, wie Schulleiter Rolf Bartels noch gehofft hatte.

Nach den Erfahrungen der Vergangenheit ist man in Langwedel auch mehr als vorsichtig mit Prognosen geworden. Aber rein theoretisch, so denn nichts mehr dazwischen kommt, sollte der Umzug in die neue Schule im Mai über die Bühne gehen können, die neuen Oberschülerinnen und Oberschüler dann also auch gleich in den Neubau kommen.

Der aktuelle Wasserschaden hat nichts mit dem großen Feuchtigkeitsschaden im kompletten Erdgeschoss zu tun, der die Fertigstellung der Schule um etwa ein Jahr verzögert hat. Der verlegte Estrich war viel zu feucht, um weiter arbeiten zu können. Der Flecken Langwedel machte den Mangel geltend, die Firma konnte den Schaden nicht selbst beheben.

Im ganzen Erdgeschoss waren umfangreiche Arbeiten zur Sanierung von Fußboden und Wänden nötig. Warum der ganze Aufwand? Die neue Oberschule wurde bewusst energiesparend geplant. Dazu gehört auch ein besonders gedämmter Fußboden. Dafür bekam die Gemeinde Fördermittel von der KfW-Bank. Die hätte man ohne korrekt gearbeiteten und gedämmten Boden zurückzahlen müssen. Viel entscheidender aber war: „Wir hätten vom Landkreis keine Bauabnahme bekommen“, so Rolf Korb. Man hätte die neue Schule nicht nutzen dürfen.

Gegen die Firma, die den Estrich verlegt hat, wird der Flecken Langwedel in den nächsten Wochen Schadenersatzklage in der Höhe von 800 000 Euro einreichen. Vor Gericht wird sicher einige Zeit ins Land gehen. Zudem behalte sich die Gemeinde noch weitere rechtliche Schritte vor, so Rolf Korb, will aber noch nicht ins Detail gehen. Der Hintergrund dürfte folgender sein: Die beklagte Firma hat nicht nur schlecht und fehlerhaft gearbeitet, sondern auch noch ein falsches, übrigens weit günstigeres, Produkt verarbeitet. Versehen oder Absicht?

Stellt sich noch die Frage: Hätte der Pfusch verhindert werden können? Nur wenn jeder Handwerker zu jeder Zeit eine fachkundige Aufsicht gehabt hätte – und so funktioniert kein Neubau.

„30 Firmen“, sagt Rolf Korb, waren und sind am Bau beteiligt. „Mit zwei, drei davon gab es Ärger.“ Ausgerechnet diese Firmen hatten wichtige Aufgaben. Aber alle anderen, inklusive Pojektbetreuung und Controlling, Architekten und Planer, „die haben sehr gute Arbeit geleistet“, muss Korb unbedingt noch anfügen.

Die Pannenchronik: Ein Großprojekt wie der Neubau der Oberschule muss europaweit ausgeschrieben werden. Dreimal suchte der Flecken nach Kunststofffenstern – und bekommt kein einziges Angebot. Metallfenster gibt es auf dem aufgeheizten Baumarkt, sogar zu einem Preis im Kostenrahmen – aber der Bauplan rutscht ein halbes Jahr nach hinten. Die nächste Verzögerung: Der Trockenbauer, der den ersten Zuschlag erhalten hat, kommt einfach nicht – das kostet ein Vierteljahr Zeit. Es folgt die Katastrophe mit dem Estrich im Erdgeschoss – ein ganzes Jahr geht zusätzlich ins Land.

(Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 16.02.2020)

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