Achtklässler kümmern sich um Gedenkstein für Zwangsarbeiterkinder

Daverden – Auf einmal sind da 13- und 14-Jährige gleich in Klassenstärke auf dem Daverdener Friedhof. Und wie findet Friedhofsgärtner Werner Diekmann das? „Schön. Super. Ich freu’ mich. Es ist ja auch wichtig, dass nicht vergessen wird, was mal los war.“ Außerdem verhielten sich die jungen Leute ja auch zur Örtlichkeit äußerst angemessen und fast andächtig.

Das Ziel der Klasse 8a der Oberschule war der Gedenkstein für die 23 Kinder von Zwangsarbeiterinnen. „Höchstens zwei Jahre alt“, weiß Eliza. „Manche sind nicht einmal ein Jahr alt geworden.“ 21 der Kleinkinder polnischer und russischer Eltern starben zwischen 1943 und 1945 in der sogenannten Verwahranstalt in Cluvenhagen. Wobei es sich um einen ehemaligen Schweinestall handelte. Beerdigt sind die kleinen Menschen auf dem Friedhof in Daverden. Seit einigen Jahren erinnert ein Gedenkstein auf dem Friedhof an das Schicksal der Kinder.

Im Frühjahr war der Wahlpflichtkurs Geschichte an der Stele, um Blumen zu pflanzen. „Waren von euch damals schon welche dabei?“, möchte Werner Diekmann wissen. Einige Hände gehen hoch. Jetzt in Corona-Zeiten haben die Oberschülerinnen und Oberschüler das Thema als Klasse mit Lehrer Derik Eicke im Unterricht behandelt, waren beeindruckt und wollten etwas tun.

„Das Thema hat uns relativ schnell mitgenommen“, erzählt Lennox. Fix stand die Meinung: „Wir müssen was tun.“ Gerade jetzt vor Weihnachten. Also haben sie selbst kleine rote Weihnachtskugeln gekauft, kleine Holzbäumchen besorgt – und dann gestern rund um eine Laterne 23 Teelichter in Herzform aufgestellt. „Was passiert den eigentlich später mit den Teelichtern?“, kommt eine Stimme aus der Gruppe.

„Ich kümmer’ mich drum“, verspricht Werner Diekmann. „Wir machen hier auch noch Pinienrinde hin und hübschen die Fläche auf.“ Vor den jungen Leuten war schon jemand da. Zwei, drei kleine Gestecke liegen bereits dort, an einem steht auf einem kleinen Schild „Omas gegen Rechts“.

Wenn die Stele und auch der Friedhof mal in den Blickpunkt kommen, findet Werner Diekmann das gut. „Sonst blenden die Menschen Friedhof ja auch oft aus.“ Falls es wieder an der Oberschule eine Berufsrallye geben wird – Diekmann ist dabei. Sollte jemand Interesse an einem Praktikum haben: Das lässt sich bei Werner Diekmann machen. Nur mal so nebenbei erwähnt.

„Angefangen hat das ja alles mit den Kriegsgräbern“, sagt Derik Eicke. Im hinteren Teil des Daverdener Friedhofes, direkt an der Geestkante, gibt es die Gedenkstätte für die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges im Raum Daverden gefallenen Soldaten. Die meisten waren blutjung. „Wir haben ja auch Kontakt zum Volksbund“, berichtet Eicke. Eigentlich hatte man in diesem Jahr mit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge viel mehr machen wollen. Na, ja. Dann geht es wieder zur Oberschule am Goldbach. Aber die Langwedeler Oberschüler werden ganz sicher im nächsten Frühjahr wiederkommen.

„Wir haben schon einen Kuchenverkauf gemacht“, erzählt Jo-Anna. 120 Euro sind dabei zusammengekommen. Von dem Geld wollen sie dann wieder Blumen kaufen und auf dem Friedhof einpflanzen.

Quelle: Verdener-Aller-Zeitung vom 10.12.2020 Jens Wenck)

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